War ja klar – der Blogger schreibt nichts mehr, und damit genau das nicht nach purer Faulheit aussieht, deklariert er das Nichtstun kurzerhand als kreative Pause.
Mag was dran sein.
Aber ein paar der Gedanken aus „Licence-to-Mask“ haben derzeit tatsächlich wieder einmal die Chance, in eine ernsthafte wissenschaftliche Publikation aufgenommen zu werden. Ich arbeite daran, zusammen mit meinen Co-Sprechern den gegenwärtigen Stand der Überlegungen aus dem Blog für den Sammelband zur Konferenz „Zukunft der informationellen Selbstbestimmung“ aufzubereiten. Was wir dort erzählt haben, darüber habe ich hier schon geschrieben.
Eine erste Version habe ich den Herausgebern des Buches schon geliefert. Ganz begeistert waren sie nicht – denn ich hatte den Text direkt mit dem Blog verknüpft.
Wie das geht?
Nun ja, man nehme alte Blogeinträge, transferiere sie eins zu eins als Zitat in den neuen Text und kommentiere sie dann aus der wissenschaftlich fortgeschritteneren Perspektive. Fand ich gut, weil es ganz nebenbei dokumentiert, wie ein „Teilzeit-Wissenschaftler“ heute von der Werkstatt-Atmosphäre eines Blogs und des damit verbundenen Dialogs leben kann. Kam aber nicht an, verursacht jetzt Arbeit beim Umschreiben.
Was also entstehen wird, wenn es denn überhaupt gelingt, ist ein ganz normaler, trockener, geradeaus formulierter wissenschaftlicher Aufsatz.
Aufsatz.
Allein dieses Wort.
Der einzige „Aufsatz“, der bei mir noch positive Assoziationen auslöst, ist der auf dem Toaster für die Brötchen.
Es macht mir erhebliche und erstaunliche Schwierigkeiten, die Gedanken, die hier in den vergangenen Jahren so ganz beiläufig entstanden und angesichts echter oder imaginärer Diskussionspartner Form gewonnen haben, neben dem Alltags-Job in eine traditionelle wissenschaftliche Abhandlung zu pressen. So ein Blog bietet einem Autor doch irgendwie auch die Chance, jene Kräfte zu nutzen, die Heinrich von Kleist in seinem genialen Aufsatz zur „allmählichen Verfertigung der Gedanken beim Reden“ analysiert hat: Wer versucht, einem Gespächspartner im direkten Dialog etwas Komplexes nahezubringen, das er vielleicht selber noch nicht vollständig verstanden hat, kommt genau bei diesem Prozess auch auf neue Ideen. Ein Blog kommt dem näher als der übliche „Ich-schreib-mal-was-im-stillen-Kämmerlein“-Prozess.
Andererseits haben mir die Kommentare der Peer-Reviewer meines ersten Versuchs, den aktuellen Bauta-Forschungsstand in Worte zu pressen, auch neue Hinweise auf nützliche Literatur und andere Anregungen geliefert.
OK, ich suche einen Mittelweg, und deshalb tauche ich noch bis mindestens Mitte dieses Monats wieder ab.
Aber immerhin habe ich noch eine fundamentale Änderung an diesem Blog durchgeführt. Den alten Screenshot aus „Second Life“ auf der Titelseite habe ich durch jenes schönes „Bauta-und-Tabarro“-Foto ersetzt, das ich neulich im Fotolia-Reservoir gefunden habe. Aus Nostalgiegründen hier noch einmal die alte Titelgrafik:
Und ganz abgesehen von dem allen: Mein neues Hobby „Frosch im Rosengarten“ macht derzeit einfach mehr Spaß und ist vor allem weniger theoretisch und virtuell.
Gute Nacht!