Wir sind in San Francisco, auf der weltgrößten Konferenz für Informationssicherheit, der RSA-Konferenz, als Sprecher zu einem reichlich abgedrehten Nerd-Thema im Bereich der SIEM-Technologie. Wir sind böse Kollaborateure, weil wir in den USA zu Sicherheitsthemen referieren und uns nicht angesichts des NSA-Skandals für den Boykott entschieden haben.
Tatsächlich hat das Unternehmen RSA, das die Konferenz einst ins Leben rief, mit der NSA zusammengearbeitet. Aber die Konferenz selbst ist längst ein Selbstläufer geworden, in der NSA-Gegner genau so ein Forum finden wie leidenschaftliche Befürworter der US-Sicherheitsbehörden. Bruce Schneier beispielsweise ist auch hier, und der ist bestimmt nicht verdächtig, ein NSA-Freund zu sein.
Aber darum geht es gar nicht. Auf der Konferenz wird als Einlage der Film „Staatsfeind Nr. 1“ gezeigt.
Was mir noch nie aufgefallen war: Im ganzen Film besteht die Gegenwehr gegen die NSA-Spionage praktisch ausschließlich darin, Waffengleichheit herzustellen, die Spione ebenfalls auszuspionieren und ihr Tun entweder öffentlich zu machen oder sie gegenüber ihren eigenen Vertauenspersonen zu diskreditieren.
Und, wenn man genau hinschaut: Alle Guten spionieren sich in dieser Geschichte auch gegenseitig aus!
Die Frau des Helden etwa, erklärte Gegnerin der US-Agenten, stöbert ganz selbstverständlich in den Sachen ihres Mannes herum und schnappt sich ihr Geburtstagsgeschenk, während Ihr Mann noch verfolgt wird. Die Kinder nehmen alles an sich, was sie ergattern können – und der NSA-Gegner und einzige Helfer des Helden, Brill, hat am Ende auch eine Kamera im Haus seines Freundes platziert.
Ein Film für Privacy-Enthusiasten ist das definitiv nicht, aber ein Fest für die Freunde von Hellers Transparenz-Gesellschaft!