Kreative Pause

War ja klar – der Blogger schreibt nichts mehr, und damit genau das nicht nach purer Faulheit aussieht, deklariert er das Nichtstun kurzerhand als kreative Pause.

Mag was dran sein.

Aber ein paar der Gedanken aus „Licence-to-Mask“ haben derzeit tatsächlich wieder einmal die Chance, in eine ernsthafte wissenschaftliche Publikation aufgenommen zu werden. Ich arbeite daran, zusammen mit meinen Co-Sprechern den gegenwärtigen Stand der Überlegungen aus dem Blog für den Sammelband zur Konferenz „Zukunft der informationellen Selbstbestimmung“ aufzubereiten. Was wir dort erzählt haben, darüber habe ich hier schon geschrieben.

Eine erste Version habe ich den Herausgebern des Buches schon geliefert. Ganz begeistert waren sie nicht – denn ich hatte den Text direkt mit dem Blog verknüpft.

Wie das geht?

Nun ja, man nehme alte Blogeinträge, transferiere sie eins zu eins als Zitat in den neuen Text und kommentiere sie dann aus der wissenschaftlich fortgeschritteneren Perspektive. Fand ich gut, weil es ganz nebenbei dokumentiert, wie ein „Teilzeit-Wissenschaftler“ heute von der Werkstatt-Atmosphäre eines Blogs und des damit verbundenen Dialogs leben kann. Kam aber nicht an, verursacht jetzt Arbeit beim Umschreiben.

Was also entstehen wird, wenn es denn überhaupt gelingt, ist ein ganz normaler, trockener, geradeaus formulierter wissenschaftlicher Aufsatz.

Aufsatz.

Allein dieses Wort.

Der einzige „Aufsatz“, der bei mir noch positive Assoziationen auslöst, ist der auf dem Toaster für die Brötchen.

Es macht mir erhebliche und erstaunliche Schwierigkeiten, die Gedanken, die hier in den vergangenen Jahren so ganz beiläufig entstanden und angesichts echter oder imaginärer Diskussionspartner Form gewonnen haben, neben dem Alltags-Job in eine traditionelle wissenschaftliche Abhandlung zu pressen. So ein Blog bietet einem Autor doch irgendwie auch die Chance, jene Kräfte zu nutzen, die Heinrich von Kleist in seinem genialen Aufsatz zur „allmählichen Verfertigung der Gedanken beim Reden“ analysiert hat: Wer versucht, einem Gespächspartner im direkten Dialog etwas Komplexes nahezubringen, das er vielleicht selber noch nicht vollständig verstanden hat, kommt genau bei diesem Prozess auch auf neue Ideen. Ein Blog kommt dem näher als der übliche „Ich-schreib-mal-was-im-stillen-Kämmerlein“-Prozess.

Andererseits haben mir die Kommentare der Peer-Reviewer meines ersten Versuchs, den aktuellen Bauta-Forschungsstand in Worte zu pressen, auch neue Hinweise auf nützliche Literatur und andere Anregungen geliefert.

OK, ich suche einen Mittelweg, und deshalb tauche ich noch bis mindestens Mitte dieses Monats wieder ab.

Aber immerhin habe ich noch eine fundamentale Änderung an diesem Blog durchgeführt. Den alten Screenshot aus „Second Life“ auf der Titelseite habe ich durch jenes schönes „Bauta-und-Tabarro“-Foto ersetzt, das ich neulich im Fotolia-Reservoir gefunden habe. Aus Nostalgiegründen hier noch einmal die alte Titelgrafik:

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Und ganz abgesehen von dem allen: Mein neues Hobby „Frosch im Rosengarten“ macht derzeit einfach mehr Spaß und ist vor allem weniger theoretisch und virtuell.

Gute Nacht!

Mal wieder ein Bild

Für eine der gerade erwähnten Print-Publikationen habe ich wieder einmal auf Fotolia nach Bauta-Bildern gesucht – und bin fündig geworden und habe eines gekauft. Bitte sehr!

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Man in venetian carnival costume, Datei: #86197356 | Urheber: rodjulian

… nun ja, es ist nicht wirklich ein Karneval-Kostüm, wie Leser dieses Blogs ja wissen.

Aber eine hübsche Aufnahme.

Informationelle Selbstgestaltung

Den Begriff „Informationelle Selbstgestaltung“ habe ich bei Michael Nagenborg entdeckt. Er war Teil des Titels seines Vortrags auf der Konferenz „Die Zukunft der informationellen Selbstbestimmung„, an der ich im November in Berlin ebenfalls als Referent teilgenommen habe.

Den Vortrag selbst habe ich leider nicht gesehen, aber der Autor hat mir Manuskripte dazu zugänglich gemacht. Er befasst sich darin mit Aspekten der Selbstgestaltung und der „Erweiterung des Geistes“ durch Technik. Er plädiert dafür, diese Möglichkeiten ernst zu nehmen und fragt vor diesem Hintergrund danach, ob man den Anwendern zu viel Freiheit nimmt, wenn ihnen etwa durch das Design von Social-Media-Tools von vornherein einen restriktiven Umgang mit persönlichen Informationen nahelegt. Wenn ich den Autor richtig verstanden habe, verneint er dies am Ende, weil die entsprechende Design-Entscheidung ja das Ziel hat, die Freiheit der Anwender zu sichern. Ein spannendes Thema!

Mir hilft der Begriff „Informationelle Selbstgestaltung“ zur Zeit dabei, ein paar andere Gedanken auf den Punkt zu bringen, die in diesem Blog schon lange eine zentrale Rolle spielen.

Als vor einiger Zeit in einer Diskussion einmal wieder jemand darauf beharrte, dass die Zeit des Datenschutzes ohnehin vorbei sei und „informationelle Selbstbestimmung“ nicht mehr als eine romantische Illusion darstelle, ist mir mit Blick auf die „Masken“ endlich einmal eine Antwort eingefallen, die den Diskussionspartner tatsächlich erst einmal verstummen ließ:

„So lange Menschen noch an ihrem Image feilen, mit Masken spielen, sich ändern oder dann und wann neu verwirklichen wollen, so lange werden sie auch versuchen, die Informationen zu kontrollieren, die sie an ihre Umgebung senden. Und dabei sollte man sie fairerweise unterstützen, denn sonst sperrt man sie in einem Kokon an zugewiesenen Eigenshaften ein, den sie nicht mehr beeinflussen können.“

Kurios – diese aktive Seite der informationellen Selbstbestimmung haben sowohl Datenschutzaktivisten als auch ihre Gegner noch immer recht selten auf dem Radar. Dabei kennt man das Modell doch schon lange von Künstlern: David Bowie und Madonna etwa haben sich teils als Kunstfiguren, teils als künstlerisches „Ich“ immer wieder neu erfunden und dabei mit allen möglichen Identitätsaspekten gespielt.

Blogger betrachten ihr Tun zuweilen unter ähnlichen Aspekten. Sebastian Flotho etwa versteht seinen Seppolog auch als eine Art Maske, seinen passenden Beitrag dazu habe ich vor einiger Zeit hier eingebunden.

Und auch in den sozialen Netzwerken modellieren sich die Nutzer ihr Bild immer wieder selbst – bei den Business-Netzwerken LinkedIn und Xing, um den nächsten Job oder neue Geschäftsgelegenheiten zu ergattern, und auf Facebook, um in der Clique, der Familie oder ganz seriös im Freundeskreis ein gutes Bild abzugeben und „dazuzugehören“.

Alles Lüge? Alles nur Schau? Übles Selbst-Marketing? Betrug? Müsste man verbieten?

Unsinn, nur im Falle eines kriminellen Missbrauchs.

Eigenartig, heftige ethische Beurteilungen oder besser Ver-Urteilungen bekomme ich angesichts der penibel optimierten Web-Visitenkarten einzelner Menschen immer wieder zu hören. Dabei hat es das Feilen am öffentlichen Bild seiner selbst doch schon seit jeher gegeben, früher eben mittels passender oder gewollt unpassender Kleidung und Frisuren, mit Hilfe passender oder gewollt unpassender Mopeds oder Autos, der Wahl der Freundeskreise und der Freizeitaktivitäten und durch gezielte Modulation der eigenen Kommunikationspraktiken.

Meine Mutter etwa hat mir in den 60ern und 70ern vor dem Hintergrund solcher Überlegungen kein Westfälisches Platt beigebracht, obwohl sie es konnte. Ich sollte konsequent hochdeutsch reden. Um höher zu kommen. Dann habe ich Germanistik studiert. Danach war ich Journalist, schreibe noch immer allerlei Zeug und verfasse zu allen Überfluss diesen Blog. Hatte sie recht? Alles ein Graus.

Die Grenze zwischen oberflächlicher Image-Pflege und echter, ehrlicher Arbeit am Selbst war bei Bestrebungen dieser Art immer fließend. Beides beeinflusst sich gegenseitig. Irre ich mich, oder gab es neben den verschiedenen Facetten des Altruismus in fast allen anerkannten und diskutierten Ethiken nicht immer wieder auch die Zielvorgabe für den Einzelnen, das Beste aus sich selbst herauszuholen?

Erstaunlich finde ich auch, wie intolerant ein gewisser Teil der kleinen oder großen Öffentlichkeit unserer Zeit auf Missgriffe Jugendlicher in Sachen Selbstdarstellung im Internet reagiert. Ich denke dabei vor allem an die immer wieder thematisierten Suff- und Party-Fotos auf Facebook.

Da könnte genau die Generation, die sich darüber heute so künstlich aufregt und dem einen oder anderen „Delinquenten“ aufgrund solcher Funde womöglich eine ersehnte Anstellung verweigert, ganz gut von den Gemeinschaften der alten Dörfer lernen, wo auch jeder jeden kannte.

Wer darf, setze sich einmal bei einem Schützenfest oder einer anderen Feier an den Tisch und lausche den Gesprächen.

Irgendwann kommen mit Sicherheit Geschichten zur Sprache, bei denen es um die Untaten der einen oder anderen Göre oder des einen oder anderen schlimmen Jungen in der Vergangenheit geht – da hat er oder sie geklaut, ist auf den Kirchturm gestiegen oder hat stark alkoholisiert noch ganz andere üble Dinge verübt.

Oft genug kommt dann aber ebenso selbstverständlich die Auskunft hinterher, was aus der fraglichen Person doch später für ein feiner oder erfolgreicher Mensch geworden sei. Nachtragend ist man da eher selten.

So viel Fairness wird in Sachen Internet-Selbstdarstellung wohl erst herrschen, wenn aus jener Generation, die heute mit „ungeeigneten“ Selbstpräsentationen auf Facebook von sich reden macht, mehr Personen selbst Chefpositionen erreicht haben. Das dauert zum Glück wohl nicht mehr so lange. Das neue europäische „Recht auf Vergessenwerden„, das es erlaubt, altes und dem eigenen Image inzwischen wenig förderliches Zeugs aus  Suchmaschinenergebnissen löschen zu lassen, ist da kein echter Ersatz für menschliche Toleranz und Weisheit.

Was natürlich durchaus zu Buche schlägt, ist die Tatsache, dass eine Internet-Selbstpräsentation auf eine weit weniger begrenzte Beurteilerschar trifft als das Benehmen in einem ländlichen Dorf der 50er Jahre. Aber dass die Prinzipien vergleichbar sind, lasse ich mir nicht ausreden.

Randnotiz wegen plötzlichem Geistesblitz:

Muss ich mir jetzt eigentlich alle Tolkien-Bücher, Star-Trek-Folgen und Comics, in denen Formwandler vorkommen, noch einmal auf philosophische Implikationen hin anschauen? Ob beim Formwechsel Aspekte der informationellen Selbstgestaltung im Spiel sind? 

Verlockend.

Bis dann, wir sehen uns 2020. Oder später.

OK, das verschiebe ich lieber noch einmal. 

Da aber schon das Thema „Ethik“ dem Tisch liegt, mache ich stattdessen einen Ausflug zu Gadamer und seinem Aufsatz „Die Kultur und das Wort“. Dabei handelt es sich um einen Vortrag, den der Philosoph zur Eröffnung der Salzbuger Hochschulwochen 1980 gehalten hat. Der Erstdruck erfolgte in „Kultur als christlicher Auftrag heute“, herausgegeben von Ansgar Paus, Kevelaer, Butzon & Bercker, Graz-Wien-Köln, 1981, S. 11-23. Ich entnehmen dem Text dem Bibliothek-Suhrkamp-Band „Hans-Georg Gadamer, Lob der Theorie, Reden und Aufsätze, Frankfurt am Main 1983, S. 9-25.

Für Gadamer ist es eine Wurzel der Kultur und ein besonderes Merkmal des Menschen, dass er seine Anschauung der Welt zur Sprache bringen, in „Worte“ fassen kann. Dieser Akt impliziert, dass der einzelne Mensch seine Anschauung der Dinge auch als seine individuelle preisgibt und damit zur Diskussion stellt. Zwischen den  unterschiedlichen Anschauungen und den daraus folgenden Handlungsanweisungen dann einen allgemeinverträglichen Ausgleich ähnlich den Forderungen des Kategorischen Imperativs nach Kant auszuhandeln, ist das Feld der kulturellen Interaktion und der Ethik.

Sich selbst darzustellen, wäre nach Gadamer dann ein „Wort über sich selbst“, das die Selbst-Interpretation ebenfalls fremder Kritik aussetzt: „So sehe ich mich, was sagt Ihr dazu? Passt das so? Muss ich was ändern?“

Wer heute als medienkompetentes Individuum sein Image via Blog, eigener Website, Facebook, LinkedIn oder Xing gestaltet, wird wohl kaum davon ausgehen, dass er oder sie damit unkritisiert und unkommentiert durchkommt. Kommunikation im Internet bedeutet immer Dialog – machmal erschreckend direkt, ungebremst und heftig. Das allseits sichtbare ständige Feilen an Profilen und Web-Auftritten belegt, dass diese These etwas für sich hat.

Damit aber ist die heute geläufige Praxis der informationellen Selbstgestaltung ein aus ethischen Gesichtspunkten positiv beachtenswerter Prozess, der zur ungehinderten Selbstentfaltung des Einzelnen beiträgt.

Und stand dazu nicht irgendetwas im Grundgesetz? Das müssen wir jetzt also nur noch in der aktuellen Datenschutzgesetzgebung verankern.

Bis dann, wir sehen uns 2040. Oder später.

Verizon, Hacker und die Maske

Das Unternehmen Verizon ist unter anderem ein renommierter Dienstleister für Informationssicherheit. Es bringt regelmäßig Berichte über den aktuellen Stand auf diesem Gebiet heraus und dokumentiert dabei auch Attacken von Cyberkriminellen. Ende März dieses Jahres fand sich unter gelisteten Vorfällen ein erfolgreicher Angriff auf einen Wasserversorger, bei dem die ungebetenen Gäste die chemische Zusammensetzung des Wassers ändern konnten.

Nicht schön, eher erschreckend. Für meine Arbeit als Berater für Informationssicherheit mal wieder ein Wachrüttler, der zumindest den potenziellen Wert des eigenen Tuns belegt.

Was mich hier interessiert, ist allerdings das Titelbild des Berichts, der unter dem Titel „Verizon Data Breach Digest“ läuft und leider nur gegen Registrierung heruntergeladen werden kann.

Das Cover ziert eine Maske, deren Konturen aus vielen Menschen gebildet werden.

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Die Menschen nimmt man erst dann richtig war, wenn man das Bild erheblich vergrößert.

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Die Frage ist: Was will mir das Bild eigentlich sagen? Wenn es wieder nur darum geht, die „Bösen“ im Netz mit denen gleichzusetzen, die dort anonym auftreten wollen, verstehe ich nicht das Element der Massenhaftigkeit, das hier enthalten ist.

Soll das eine Anspielung auf die große Zahl der Cyberkriminellen sein? Sind wir aus Sicht von Verizon allesamt Hacker? Oder die Quelle des Bösen, weil wir nicht alles von uns offenlegen?

Eingängig ist mir die Bildbedeutung nicht. Ich denke, ich sollte einmal Presseabteilung des Unternehmens befragen.

Maskenball (Reblog vom Seppolog)

Der folgende Beitrag ist nicht von mir, sondern per „manuellem Reblogging“ aus dem Seppolog übernommen. Weil er so schön zeigt, dass Bloggen und das Modellieren von Facebook-, Xing- und LinkedIn-Beiträgen auch so etwas wie „aktive informationelle Selbstbestimmung“ ist. Da hinkt der deutsche Datenschutz noch etwas hinterher…

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“Urlaub vom Ich.” War mal so eine Floskel – durchaus aus dem Volksmund stammend – von Pavel, meinem besten Kumpel, und mir.

“Seppo, ich brauche Urlaub vom Ich!”

“Ich komm’ mit.”

Derzeit halte ich mich einerseits an einem mysteriösen Ort auf, andererseits war ich nie so zuhause wie derzeit. Der Urlaub vom Ich bedeutet auch, sehr Ich zu sein. Was in meinem Fall eine wahre Wonne ist.

Kennt man sich selbst eigentlich gut? Kennt man sein Ich? Für mich ist die Frage banal, ich kenne es sehr gut, ich bin mir gegenüber erschreckend berechenbar. Das ist schon einmal gut. Wie gut kennen andere das Ich eines Menschen? Für andere kann ich nicht sprechen, aber ich habe gerade in den zurückliegenden Monaten festgestellt, dass ich mein Ich wahnsinnig kontrolliert preisgebe. Und noch mehr verberge. Es gibt möglicherweise lediglich ein bis zwei Menschen, die mein Ich wirklich vollumfänglich kennen. Denn es setzt Vertrauen voraus und damit bin ich zurückhaltend. Aus gutem Grund.

Da ist zweifellos meine Mitbewohnerin, die dieses Ich nicht nur erträgt, sondern gerade zu aufsaugt, was ich ihr nicht verübeln kann, sauge ich ja auch ihr Ich auf, und da ist jene Person auf einem anderen Kontinent, die auf Grund meiner Ergüsse ihr Gegenüber doch so ziemlich einiges über mich weiß.

Sitzt man gerade feuchtfröhlich im Freundeskreis zusammen und ein Kumpel wird von seiner Freundin angerufen, kann man, so er den Raum nicht telefonierend verlässt, feststellen, wie sich allein der Klang seiner Stimme verändert, während er mit seiner Liebsten spricht. Die eben noch grölende Männerstimme verwandelt sich in ein süßes Etwas. Ein anderes Ich tritt zutage. Gerülpst wird nicht gegenüber der Freundin, gerülpst wird im Freundeskreis. Was bei mir aus kosmisch unerfindlichen Gründen sich genau andersherum verhält. Ich schätze es sehr, mit meinem “Soda Stream”-Wassersprudler das Leitungswasser derart mit CO2 zu penetrieren, dass es mir bereits beim ersten Schluck die Speiseröhre wegätzt, ich dafür aber schon innerhalb der ersten Sekunden ein bewundernswert männliches Dröhnen von mir geben kann, das aus meinem tiefsten Inneren kommt, wofür ich Bewunderung seitens meiner Mitbewohnerin einfordere, die sich damit aber zurückhält, besonders dann, wenn ich vorher Salami gegessen habe, die einen erstaunlich intensiven Geruch während der Verdauung von sich gibt. Die Salami, nicht die Mitbewohnerin. Die wiederum duftet nach einer Mischung aus Rosen und Früchten. Und das ist wirklich so. Welch’ zartes Geschöpf ich da an meiner Seite habe, das aber auch, sofern erwünscht, zuschlagen kann.

Je nach dem, wen man vor sich hat, präsentiert man ein anderes Ich. Das ist nun wahrlich keine neue Erkenntnis von mir, aber seitdem man mir jüngst eine Fülle verschiedener Persönlichkeiten beschied, wurde mir klar: Es sind nicht verschiedene Persönlichkeiten, es sind verschiedene Facetten ein und derselben. Es scheint Mode zu sein, mit Persönlichkeiten zu arbeiten.

Gelegentlich komme ich montags bis freitags in die Verlegenheit, sofern ich nicht gerade einen intensiven Urlaub mache, wie derzeit, was auch das zurückhaltende Veröffentlichen an dieser Stelle erklärt (das ich aber offenbar nicht durchhalten kann, VERDAMMT!), mich im Fernsehen vor drei Kameras wiederzufinden. Oder vier. Es sind vier Kameras. Da ist es doch klar, dass der Zuschauer dort nicht mein Ich präsentiert bekommt. Nicht aus Scham, sondern wen interessiert schon mein Ich?! Außerdem habe ich doch die einmalige Gelegenheit, eine Maske aufzusetzen (Ah, hier wird der Beitragstitel endlich auch dem Letzten klar!), hinter der ich mich bestens verstecken kann. So würden es Küchenpsychologen analysieren. Weil es so einfach und nahe liegend ist. Aber was so einfach und nahe liegend ist, ist gerne auch mal falsch. Denn ein Osterei versteckt man ja auch nicht dort, wo es sofort jeder ohne zu suchen zu finden vermag. Gut, wenn man für Dreijährige versteckt, dann vielleicht.

Eine öffentliche Bühne ermöglicht vielmehr, statt eines maskierten Ichs eine andere Facette des Ichs zu zeigen, die möglicherweise auch auf Überspitzung fußt, aber dennoch wahrhaftig ist und eben nichts mit einer Maske zu tun hat und Teil des Ichs ist. Dasselbe gilt für Blogs, die überwiegend narzisstisch daherkommen, woraus ich keinen Hehl mache (Erst kürzlich wurde mir das vorgeworfen. Ich sehe den Vorwurf gar nicht! Ich kann nur darüber schmunzeln. Ich schreie es doch geradezu hinaus. Ich kann es nicht mehr hören. Also mich schon. Aber diesen Vorwurf nicht. Erzählt mir was Neues! Klar stelle ich mich selber dar! Das kann ich am zweitbesten!), denn auch dieser Blog ist natürlich eine Ausgeburt an Selbstdarstellung. Ich tue niemandem damit weh. Ich könnte. Hehe. Nun gut. Also, man könnte meinen, das seppolog sei also der Spiegel meines Ichs. Stimmt nicht. Es spiegelt einen Teil meines Ichs wider. Übrigens den, den ich am meisten schätze. Was natürlich wieder wahnsinnig selbstverliebt ist, was ich aber dem Selbsthass vorziehe, den ich übrigens nicht ansatzweise praktiziere. Wer will mir nun das vorwerfen? Kritisch bin ich mit mir durchaus. Im Übermaß. Was sehr, sehr anstrengend ist, aber zu Optimierungsprozessen führt. Ja, klingt komisch, ich bin optimierbar. Man möchte meinen, ich verkörpere geradezu ein Optimum. Kleiner Scherz, ich schreib’s besser dazu. Unruhige Zeiten derzeit im Netz; alles wird so ernst genommen.

(Sandra, wann kommt Dein nächster Patient?)

Ich habe einmal einen Menschen persönlich kennengelernt, den ich vorher lange Zeit nur über die Kommunikation im Netz kannte. Das war eine riesen Überraschung, leider eine unangenehme, die eines sehr deutlich macht: Ohnehin projizieren wir ja auf Menschen schon unsere eigenen Wünsche. Auch der Liebe wird das unterstellt und ich teile diese These in Teilen. In Teilen teilen. Diese Projektion eignet sich besonders, wenn man nur schriftlich mit jemandem kommuniziert, ohne denjenigen jemals auch nur gesehen zu haben. Der schriftlichen Kommunikation geht leider eines ab: Mimik. Intonation. Sind zwei Dinge. Verdammt, verzählt. Diese Aspekte interpretiert man unweigerlich, behaupte ich, in die schriftlichen Äußerungen des Gegenübers hinein. Und dann trifft man denjenigen. Und stellt fest, dass man sehr, sehr, sehr falsch lag. Und dass jeder Zauber dahin ist. Ich habe da selber schon einen kosmischen Fehler erlebt. Nein, nicht erlebt; mir erlaubt.

Ihr lest diese Texte mit Sicherheit anders, als ich sie beim Schreiben innerlich – gerade auch tatsächlich akustisch vernehmbar (nur, dass niemand hier ist, der mir zuhören würde) – ausspreche. Es beginnt beim Klang der Stimme. Ich selber nehme meine eher als hoch wahr, andere sagen mir, sie sei eher tief. Keine Ahnung, wer Recht hat. Meist ich. Hehe. Aber die Sprachmelodie? Hört Ihr nicht. Bedauerlich. Ein Ohrwurm geradezu 😉 Ihr lest es also ganz anders, als ich es vielleicht meine. Vielleicht besser. Oder auch schlechter. Hängt von Eurer Stimmung ab, aber auch von meiner.

Lange Zeit las ich eine Kolumne von Axel Hacke (“Das Beste aus aller Welt”, Süddeutsche Zeitung). Dann sah und erlebte ich ihn in einer Talkshow. Seitdem überblättere ich seine Texte, da ich völlig desillusioniert war. Sogar schockiert. Der Mann wirkt in seinen Texten deutlich witziger und ironischer, als er als Komplettausgabe im Fernsehen herüberkam. Auch deshalb gab ich im seppolog schon früh Ablichtungen von mir preis, damit da erst gar keine Illusionen aufkommen können. Vor vielen Jahren las ich mal ein Interview mit dem Off-Sprecher der Sendung “Das perfekte Dinner”. Er erzählte, dass er sehr viel Post von Frauen bekommen habe, ehe man sein Gesicht im Fernsehen gezeigt habe. Er sehe (und sieht!) nicht aus wie seine Stimme, was in seinem Fall und für das Aufkommen an weiblicher Fanpost sehr bedauerlich und abträglich sei. Und auch ist. Man hört eine Stimme, stellt sich den Menschen dazu vor und wird möglicherweise überrascht bis enttäuscht. So ist es auch beim Lesen. Mich über diese Texte hier kennenzulernen: unmöglich. Aber: Einige Facetten meines Ichs sind hier durchaus, in extremer Dosis allerdings, rauslesbar. Vielleicht sogar maßgebliche Grundzüge meines Ichs. Ja, doch. Letzteres stimmt vollkommen.

Nur meine Mitbewohnerin, die kennt sie alle. Mehr als meine Eltern, die aber besser als alle anderen die ersten Epochen meines Ichs kennen, vielleicht aber bereits verklärt haben.

Egal, wo ich in Erscheinung trete, es ist immer wieder eine andere Variation meines Ichs. Wenn ich mit meinem Kiosk-Mann rede, rede ich anders, als stünde ein Kollege vor mir oder meine Nichte. Mitnichten bin ich dann ein völlig anderer Mensch, aber man hat so seine Rollen im Leben und ich schreibe bewusst nicht “spielt”. Obwohl es ja so ist, auch wenn ich denke, man tut es nicht bewusst. Jedes Gegenüber trifft mit einer Erwartungshaltung auf uns, die wir in vielen Fällen nicht unbedingt enttäuschen wollen. Und auch bei anderen erlebe ich das natürlich. Da tritt jemand mir gegenüber anders auf als in einer Gruppe oder wenn auch nur eine dritte Person zugegen ist.

Wir tragen überall Masken. Aber nicht, um uns zu verstecken, sondern um Teile des Ichs zu verbergen und andere Teile zu betonen. So, wie es uns gerade passt. Ich sehe das also nicht ansatzweise negativ, dass wir Rollen einnehmen. Sie gehören ja eben zum Ich.

Das Schöne am Ich ist, dass es uns gehört. Es sei denn, wir kommen nicht damit klar, dann hilft ein Psychotherapeut weiter. Oder wer auch immer. Daher halte ich mit meinem Ich gerne hinterm Berg, denn ich habe schon erlebt, dass es gegen mich verwendet wurde, ein Risiko, dass ich mit Sicherheit nicht mehr eingehen werde. Und umso exklusiver für die engen Menschen, die in den vollen Genuss kommen. Damit auch in den Genuss von den eigentlichen Problemen, die einen so beschäftigen. Und dafür gibt es gute Freundinnen – in meinem Fall – und eben Mitbewohnerinnen. Also eine. Da bin ich ganz monogam.


Jeder kann jeder sein

Jeden Morgen beim Brötchenholen stehe ich an der gleichen Ampel. Neulich pappte ein neuer Aufkleber dran.

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Irgendwie mal was anderes als die übliche flüchtige Katze, der nächste Anti-Nato-Protest oder „suche zwei Zimmer mit Bad“.

Länger hingeschaut habe ich wegen der Kombination aus „anybody can be anybody“ und „Psychologie“. Das erinnerte mich daran, dass eine Maskierung manchmal gehemmten Menschen helfen kann, aus sich herauszukommen oder ihre Meinung zu sagen. Anonymität und Rollenspiel schaffen eben nicht nur ein Paradies für Feiglinge, sondern auch eine Schutzzone für Schüchterne.

Also was steckt nun hinter dem Zettel?

Werbung für ein Buch und ein Therapieangebot, der Aufkleber propagiert die so genannte Würfeltherapie.

Sie geht davon aus, dass jeder Mensch das Potenzial hat, unterschiedliche Persönlichkeitstypen auszuleben. Handlungsentscheidungen konsequent Würfeln zu überlassen, soll deshalb Personen  helfen, die in engen Handlungsmustern gefangen sind und deshalb keinen Zugang zu den Möglichkeiten ihres Ichs haben.

Eine „Erfolgsgeschichte“ auf der Seite „Spiel mit dem Zufall“ berichtet denn auch von einem Kellner, der auf Jobsuche geht und vor jedem Lokal, auf das er trifft, die Würfel befragt, ob er hineingehen und nach einer freien Stelle fragen soll. Natürlich gerät er so an ein Restaurant, in das er sich ohne Zufallsentscheid nie hineingetraut hatte, und wird glücklich.

Irgendwie ein seltsames Konzept. Aber es zeigt immerhin, dass viele Menschen einem „Spiel“ mit ihrer Identität positive Seiten abgewinnen.

You only live x+1 times: Masken in LinkedIn und Second Life

Als ich vor Jahren den ersten Beitrag zu diesem Blog schrieb, fragte ich: „Warum tragen Avatare Masken?

Ich hatte damals entdeckt, dass es in der virtuellen Welt „Second Life“ für Linden-Dollars eine komplette Bauta-und-Tabarro-Verkleidung zu kaufen gab.

Wozu? War nicht Second Life selbst schon eine Welt für Avatare? Dort liefen die unterschiedlichsten Verkörperungen von Anwendern herum, von Tiergestalten über typische Nerds bis zu Figuren, die sich einen bis ins Letzte durchgestylten Idealkörper zugelegt hatten.

Wozu sollte sich so ein zweites Ich dann noch eine Maske zulegen?

Antwort: Um mit der eigenen Identität noch besser spielen zu können. Es macht Spaß, sich gezielt zu maskieren und wieder zu demaskieren und vielleicht auszuprobieren, ob jemand anderer einen erkennt.

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Avatare bekommen auf Dauer ja auch so etwas wie eine eigene Geschichte und feststehende Identitätsmerkmale, vor allem wenn sie sich wieder und wieder mit den gleichen Avataren treffen. „Man lebt nur zweimal“ – mit Bauta und Tabarro als generischer Verkleidung in einer virtuellen Welt kann man diese Grenze auf eine noch andere Weise  Weise durchbrechen, als wenn man „nur“ mit mehreren Avataren jongliert. So etwas ist vielleicht auch ein Akt der „informationellen Selbstbestimmung“.

Meine eigene virtuelle Bauta-und-Tabarro-Verkleidung hatte ich damals im Treppenhaus der ebenfalls virtuellen Second-Life-Repräsentanz der Bayerischen Staatsbibliothek fotografiert, sie fungiert noch immer als Titelbild des Blogs. Die Nachbildung der Bibliothek existierte übrigens nicht lange – und inzwischen habe ich Second Life auch schon ewig nicht mehr aufgesucht.

Dafür ist mir jetzt aufgefallen, dass auch in LinkedIn Maskenträger unterwegs sind. Damit meine ich nicht etwa die, die gar kein Bild von sich hochladen – weil sie gerade keines zu Hand haben, die existierenden nicht mögen oder einfach nicht wollen, dass Besucher ein Foto zu sehen bekommen.

Das sieht dann immer gleich aus, und zwar so:

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Ich meine LinkedIn-Mitglieder, die sich bewusst als maskiert präsentieren.

Einige verwenden Avatare:

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Einige geben sich sportlich:

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Einige spielen mit skurrilen oder leicht beängstigenden Assoziationen:

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Andere wählen Masken aus der Filmwelt, die mit besonderer Bedeutung aufgeladen sind:

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Und noch andere spielen mit Photoshop-Effekten:

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Die Beispiele sind willkürlich aus einer Liste vorgeschlagener Kontakte ausgewählt, die LinkedIn mir irgendwann zum Jahreswechsel 2015-2016 präsentiert hat.

Was sagt nun wieder das?

Ich konnte nicht feststellen, dass der Griff zum Maskenbild beispielweise mit eher restriktiv bestückten Profilen zusammenfiel.

Handelt es sich um ein Statement nach dem Motto: Ihr denkt jetzt, Ihr kennt mich, weil ich hier ein Profil eingestellt habe, aber da täuscht Ihr Euch – ich modelliere mein Profil, wie ich es für richtig halte?

Vielleicht frage ich irgendwann einmal bei dem einen oder anderen Maskierten nach.

Da ist er wieder, der Maskenmann

Das Unternehmen Vasco, Anbieter für Informationssicherheitsprodukte, hat ein eBook zum Thema „Social Engineering“ als Angriffsform beim Online-Banking und mögliche Gegenmaßnahmen veröffentlicht.

Darin gibt es ein Bild vom Angreifer – und wieder mal mit Kapuze und verstecktem Gesicht.

Vasco

Mann wird’s wohl doch nicht los: Masken sind im Internet-Kontext ein Symbol für die Bösen. Ausnahmen bestätigen nur die Regel.

Zusatzanmerkung: Hier ein schöner Beitrag, der zeigt, wie man mit Social-Engineering-Risiken in Unternehmen umgeht.

Überwacht vom Kühlschrank, Tablet und dem Handy-Wecker: Anonymizer und das Internet der Dinge

Bruce Schneier, US-Querdenker in Sachen Sicherheit, hat in seinem jüngsten Blog- und Newsletter-Post ein schönes Bild davon gemalt, wie internetverbundene Dinge ihren Anwender in Zukunft ausforschen und an die werbetreibende Industrie verkaufen könnten.

Da gibt es Startups, die wollen Werbeclips im Fernsehen mit versteckten Botschaften (Töne, Frequenzen, was auch immer…) ausstatten, damit man herausbekommt, ob sie den Zuschauer zu einer sofortigen Bestellung oder wenigstens Recherche auf dem Mobiltelefon, dem Notebook oder dem Tablet animieren. Und so weiter. Vielleicht macht ja auch noch mein Auto mit und sagt dem Ölkonzern, dass ich auf sein Werbe-BlaBla über exxxxtrrreeeem energiesparenden Sprit hin (preislich reduziert nur bis 23.45 Uhr!) sofort zur nächstgelegenen Vertragstankstelle aufbreche, wo ich dann auch das zwei Minuten vorher ebenfalls beworbene Sandwich kaufe (was an meiner Kreditkartenabrechnung festzustellen ist).

Nehmen wir einmal an, dieses Szenario geht am Ende doch so vielen Menschen auf die Nerven, dass sie zumindest von ihren technischen Sklaven in Form von Computern, Telefonen, Küchenutensilien, Gartengeräten, Toilettenartikeln und so weiter  verlangen, dass diese in Sachen Informationsweitergabe eine gewisse Zurückhaltung in Bezug auf ihr Frauchen oder Herrchen üben. Nehmen wir weiterhin an, dass dieser Wunsch sich stark genug äußert, um den einen oder anderen Anbieter ein gewisses Geschäftspotenzial in der Erfüllung dieses Traums wittern zu lassen.

Dann hätten wir tatsächlich einen „Business Case“ für Anonymizer, wie im Beitrag über die „Anonymisierungstools unter der Motorhaube“ schon angedeutet. Vieles, was die Werbeindustrie will, lässt sich nämlich auch ohne Preisgabe personenbezogener Daten eines Gerätenutzers erreichen.

Nehmen wir an, ich trudele als typischer Berater-Nomade spät nachmittags in einer Stadt ein, die ich eigentlich gar nicht besuchen wollte. Ich will dort Zwischenstopp machen, weil ich einfach müde bin, oder ich will zwecks Zielerfüllung doch noch einen zusätzlichen potenziellen Kunden heimzusuchen – es sind da ja morgen früh noch knapp zwei Stunden frei im Plan.

Ich will wissen, wo ich übernachten und essen und vielleicht noch etwas Unterhaltung genießen kann. Werbung nehme ich in Kauf, wenn sie mir den Abend angenehmer gestaltet, aber Infos über mich selbst mag ich nicht herumposaunen: Profil – „Nein danke!“

Nehmen wir nun an, mein Mobiltelefon ist datenschutzmäßig von mir vorkonfiguriert und postet nur Folgendes in die Gegend: Hier ist ein Mensch, der ist über 18 (Detail aus dem Personalausweis), Mitglied in Hotelkette A,B und C (mit Nachweis, aber ohne Namen), Vegetarier (das ist fiktiv), Allergiker gegen Nahrungsmittel X (ebenfalls fiktiv), aktiver deutscher Sportschütze (Ich habe Pfeil und Bogen im Auto und den passenden Ausweis dazu, Vorsicht!) und Mitglied im Verein zur Rettung der letzten anspruchsvollen Programmkinos (Ebenfalls mit Nachweis – Gibt es das vielleicht? Ich trete ein!).

Jetzt können mich Hotels (möglichst mit Recurve-optimiertem Bogenparcours), Restaurants, Bars und Filmtheater und obendrein auch Tankstellen, Drogerien, die Bahn und die Fluglinien gern umgarnen, und zwar bitte sofort, noch während ich in der automobilen oder echten Einflugsschneise bin. Allesamt kennen sie mich nicht persönlich, aber ihr Werben hätte durchaus Aussicht auf Erfolg. Perfekte Win-Win-Situation!

Ist das nicht ein wunderbarer Einsatzbereich für Identitäts-Verschleierungstools als Standard-Module in internetverbundenen Geräten?

Schleichwerbung: Ist ja nicht so, als hätte man über so etwas noch nie nachgedacht: Frei und kommerziell. Grundlagen zum „benutzerzentrierten Identitätsmanagement“ hat Werner Degenhardt aufgearbeitet.